Interview mit Dr. Sebastian Spiewok

„Mehrere Tonnen Mittelwände mit verfälschtem Bienenwachs sind im Umlauf.“

So schätzt das Deutsche Bienenjournal Ende 2016 die Situation ein. Es ist heute sogar von einem Wachsskandal die Rede. Dr. Sebastian Spiewok ist in der Redaktion des Deutschen Bienenjournals beschäftigt und setzt sich schon lange mit dem Thema auseinander. Er hat uns in unserem Vorhaben einen eigenen Bienenwachskreislauf zu initiieren mit einem Vortrag bei der Veranstaltung zur Vorstellung der Mittelwandprägewalz unterstützt. Aus diesem Anlass habe ich ein schriftliches Interview mit ihm geführt.

Herr Spiewok, der Kreisimkerverein Soest hat sich eine Mittelwandprägewalze angeschafft. Damit möchte er seinen Imkern ermöglichen, sich unabhängig zu machen von industriell hergestellten Mittelwänden aus möglicherweise gepanschtem Wachs Als Redakteur des Deutschen Bienen-Bournals unterstützten Sie dieses Vorhaben. Was ist Ihre Motivation?

Durch meine Recherchen habe ich mitbekommen, was Mittelwände aus gestrecktem Bienenwachs anrichten können. Sowas wünsche ich wirklich niemanden. Das hat auch meinen Blick auf das Wachs geändert. Wir haben dieses Bienenprodukt als Teil des Bienenvolkes, aber auch als Qualitätsprodukt aus den Augen verloren. Dabei will ich ganz klar hervorheben, dass es am Markt durchaus gutes Bienenwachs gibt. Dennoch halte ich einen eigenen Wachskreislauf für erstrebenswert. Vor allem kleinere Imkereien müssen dazu jedoch einige Hürden überwinden. Sie müssen beispielsweise eine Mindestmenge an Wachs für die Verarbeitung zu Mittelwänden durch einen Umarbeiter haben. Ein entsprechendes Vereinsangebot beseitigt diese Hürden. Zugleich erhöht es die Attraktivität des Vereins, was zu neuen Mitgliedern führen kann. Ich hoffe, dass viele Vereine dem Beispiel des Kreisimkervereins Soest folgen.

Welche Alternative zum eigenen Bienenwachskreislauf haben wir Imker?

Eine Alternative wäre natürlich die Imkerei mit Naturwabenbau. Wer aber auf Mittelwände nicht verzichten möchte, der sollte beim Einkauf auf ein Zertifikat achten, das die Echtheit des Bienenwachses bestätigt. Wer sogenannte „pestizidarme“ Mittelwände kauft, sollte auf ein Zertifikat bestehen, das zeigt, nach welchen Rückständen bei welcher Bestimmungsgrenze gesucht wurde. So gibt beispielswiese eine Analyse allein auf Varroazide keinen Aufschluss darüber, was für andere Stoffe noch im Wachs stecken könnten. Leider kursieren in der Literatur und im Internet diverse Tests auf Verfälschungen, die nicht zuverlässig sind. Abgesehen von einer Laboranalyse können bislang nur die Bestimmung der Abkühlkurve des erhitzten Wachses sowie der Thie-Test auf Stearinzusatz sichere Hinweise auf Verfälschungen geben.

Und noch eine persönliche Frage. Sie haben in Südafrika, den USA und Australien geforscht. Was können wir von der dortigen Imkerei lernen?

Wenn ich an die USA denke, fallen mir ehrlich gesagt erst einmal Dinge ein, die ich mir für die Imkerei in Deutschland nicht wünsche. Dazu gehört allen voran der teils enorme Medikamenteneinsatz in den Bienenvölkern. Aber die Imkerei in den USA ist auch sehr divers. Man täte ihr unrecht, sie über einen Kamm zu scheren. In Südafrika müssen die Imker mit Bienen imkern, die sehr schnell aus der Beute ausziehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Das führt dazu, dass die Imker eher mit Rücksicht auf die Triebe der Bienen arbeiten, statt gegen diese vorzugehen. Auch wenn die Situation so nicht auf Deutschland übertragbar ist, so ist der Gedanke doch wert, weitergedacht zu werden. Und Australien? Da habe ich es einfach mal genossen, ohne Varroa zu imkern!

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

Eigener Wachs – Wie es dazu kam

Endlich sind wir soweit!

Seit einigen Jahren wird der eigene Wachskreislauf bei den Imkern immer mehr zum Thema. Aus diesem Grunde haben sich einige Imker Mittelwand Gießformen angeschafft. Die Gießform ist für viele Imker nicht zufriedenstellend. Ich selber habe mit einem befreundeten Imker, so meine Mittelwände hergestellt. Das war für mich damals der Einstieg in den eigenen Wachskreislauf. Mittelwände mit so einer Gießform herzustellen war eine große Herausforderung und mit viel Arbeit verbunden.

Deshalb beschloss ich den Imkerverein Salzkotten beizutreten, der eine Mittelwand Prägewalze hat. Dies erleichterte meine Arbeit um ein Vielfaches. Jedes Jahr im März treffen wir uns dort in Gruppen und walzen unsere Mittelwände.

Nicht nur unsere Mittelwände werden dort gewalzt. Nein, es werden dort auch viele Themen aus der Imkerei gewalzt. In den Walzpausen nehmen wir dann zur unserer körperlichen Stärkung nicht nur Kaffee und Kuchen zu uns. Es wird auch schon mal der Flaschengeist aus der Flasche herausgelassen.

Das schönste an diesen Walzterminen ist das Treffen der Imker, die man sonst schon mal das ganze Jahr nicht trifft.

Dann kam der Honigmarkt 2015 des Kreisimkervereins Paderborn in Salzkotten.Hier wollten wir mit unserem Imkerverein Salzkotten auch unsere Prägewalze vorstellen. Es musste ein Team für diesen Tag an der Prägewalze gefunden werden. Ich gehörte dem Team an und lieferte die Wachstafeln zum Prägen, die kurzfristig hergestellt werden mussten. 70 kg Wachstafeln.

Diese Mittelwandherstellung, war der Hammer des Honigmarktes. Unser Stand war immer dicht mit Besuchern gefüllt. Es wurden viele Fragen gestellt und auch beantwortet. Hier war der Anfang des Kreisimkervereins Soest sich mit dem Thema einer Prägewalze zu beschäftigen. Und so wurde ich zum Bindeglied zwischen den Imkerverein Salzkotten und dem Kreisimkerverein Soest.

Es gab viele Nachfragen von Imkern aus dem Kreisimkerverein Soest, als Besucher an unseren Walzterminen teilzunehmen. In unseren Vorstandssitzungen wurde dann auch regelmäßig von so einer Mittelwandherstellung gesprochen. In der letzten Vertreterversammlung haben wir beschlossen eine Prägewalze anzuschaffen. Da ich derjenige war, der Praxis- und Vorkenntnisse hatte, wurde ich beauftragt, mich auf den Markt umzuschauen was wohl für uns in Frage kommen würde.

Nach vielen Anfragen und Gesprächen haben wir, der Kreisimkerverein, uns dann für die jetzige Prägewalze entschieden. Damit war der Weg frei für die Anschaffung der Prägewalze, Wärmebecken, Schneidetisch und sonstige Kleinteile. Heute biete wir mit der Anschaffung einer Mittelwandprägewalze und den dazu gehörenden Komponenten den 14 Imkervereinen einen eigenen Wachsreislauf mit der Mittelwandherstellung an.

Nun hat auch in unserem Verein jeder die Möglichkeit seine eigenen Mittelwände herzustellen! Dafür bringt Imker seine vorbereiteten Wachstafeln zum Walztermin mit und walzt seine Mittelwände. Dadurch hat er die Möglichkeit, die Qualität seines Wachses selber zu beeinflussen:

  • die Stabilität der Waben,
  • die Reinheit des Bienenwachses,
  • die Rückstandsbelastung  und
  • auch die Gesundheit der Bienen.

 Die im Handel erhältliche Wachsqualität ist oftmals Vertrauenssache oder von einem guten Qualitätssicherungssystem abhängig.

Die größte Sicherheit wird jedoch erreicht, wenn der Imker einen eigenen Wachskreislauf hat und seinen Bienenwachs selbst umarbeitet. Damit ist gewährleistet, dass der Imker seinen Wachs, den er zum Walzen mitbringt auch wieder mitnimmt!

Dank an die Spenderinnen und Spender

Folgende Förderer haben uns unterstützt:

Buschkühle Frische Center Geseke:  800 Euro
E-Center Olav Dumke Warstein:  500 Euro
Raiffeisen Kornhaus Geseke:  250 Euro
Sparkasse Lippstadt:  700 Euro
Dental Labor Schulte:  160 Euro

Wir bedanken uns bei den Spenderinnen und Spendern für ihre Unterstützung.

Einen Teil der Anschaffungskosten für unsere neue Mittelwandprägewalze haben wir aus Eigenmitteln finanziert.

v.l.n.r.: 2. KIV Vorsitzender Werner Schulte, Spender Edeka Center Warstein – Olav Dumke, Rechnungsführer Fritz Pieper, Spender Sparkasse Lippstadt – Thomas Raulf, Spender Dental-Labor Schulte Störmede – Marcus Schulte

nicht auf dem Bild: Josef Hanebrink, Raiffeisen Kornhaus Geseke; Josef Schniedermeier, Buschkühle Frische Center Geseke

Eigener Bienenwachskreislauf – Hintergrund

Bienenwachs ist die natürliche Verpackung des Honigs und gehört zur eigentümlichen Umgebung der Biene.

Der Kreisimkerverein mit seinen 14 Ortsvereinen initiierten Anfang des Jahres einen eigenen Bienenwachskreislauf . So soll die hohe Qualität des Imkerhonigs gewährleistet werden. Unser Anliegen ist es, ein für den Verbraucher einwandfreies Lebensmittel ohne Rückstände herzustellen.

Was ist das Problem?

In Umlauf geratene Mittelwände aus verfälschtem Wachs gefährden Bienen und die Qualität des Honigs. Mittelwände sind flache Wachsplatten (sogenannte „Wachstafeln“), die der Imker in Rähmchen einspannt und sie in seinen Bienenkästen einhängt. Die Arbeiterbienen bauen sie im Laufe der Saison mit ihrem selbst ausgeschwitzten Wachs weiter aus. In die so entstandenen Zellen legen sie ihre Larven und ihren Honig. Mittelwände werden in der Imkerei verwendet, um den Wabenbau der Bienen zu ordnen und zu beschleunigen.

Gepanschte Mittelwände, die in den Umlauf geraten sind, gefährden seit einiger Zeit und anscheinend in zunehmendem Maße die Bienen, weil sie Stearin und Paraffin enthalten. Wenige Larven, die in diesem verfälschten Wachs heranreifen schlüpfen. Häufig sind die Bienen zu klein oder es entstehen Bienenvölker, die den Winter nicht überleben können. Zudem kommt es zu Qualitätseinbußen beim Honig und zu einer abnehmenden Bestäubungsarbeit der Honigbiene.

Leider gibt es bis heute keine Richtlinien, Normen oder andere verbindliche Werte, dem ein Bienenwachs für die Herstellung der Mittelwände entsprechen muss. Für den Imker selbst ist schwer oder auch gar nicht zu ermitteln, ob die Mittelwände, die er kauft, verunreinigt sind, oder nicht.

Unser Vorhaben:

Deswegen möchten wir den Wachs den unsere Bienen selbst produzieren „recyceln“, indem wir ihn nutzen, um eigene Mittelwände herzustellen.

Dafür haben wir folgendes Material angeschafft:

  • eine Prägewalze zur Herstellung der Mittelwände für 7075 Euro,
  • Formen für die Wachstafeln für ca. 120 Euro,
  • ein Wasserbad zum Erwärmen der Wachstafeln für ca. 300 Euro,
  • einen Schneidetisch ca. 3m und einige Kleinteile für ca. 465 Euro und
  • ein Trichter für ca. 40 Euro.

Für die Anschaffung des Materials entstanden uns Kosten in Höhe von ca. 8.000 €.